mit freundlicher Genehmigung der

 "Passauer Neuen Presse"

 Artikel vom 05.11.07  Lokalteil Waldkirchen 


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Ihr Glück liegt auf dem Rücken der Islandpferde

Die Samplawskys haben seit 20 Jahren Zucht- und Sporterfolge mit diesen Tieren - Die Liebe zu Hakon, Gaski & Co.



    von Reinhold Steiml

 
Riedelsbach. Hoch oben an den Hängen des Dreisessel hallen nordisch klingende Namen über die Wiese. Christa Samplawsky ruft nach „Geysir“, nach „Hafeti“, nach „Fjalladis“. Islandpferde sind es. Die Fohlen der neuen Generation auf jenem Gestüt, das die Islandpferde in den Bayerwald brachte und das seit 20 Jahren nun schon züchterischen wie auch sportlichen Erfolg mit den kleingewachsenen Vierbeinern hat, genießen die letzten sonnigen Tage vor dem Schnee.
Islandpferde? Diese Rasse von gedrungenen Pferden, die nicht viel größer als Ponys sind, hat damals Ende der Siebziger Jahre in hiesigen Breitengraden kaum jemand gekannt. Und wenn, dann wurden sie als Exoten abgetan, als Pferde mit Gangschaden, weil sie manchmal gar so komisch unterwegs waren. Dabei sind sie Tiere, die zu den üblichen Gangarten einfach noch mit dem Tölt und dem Rennpass weitere kennen, die anderen Pferden unbekannt sind. Sie sind echte Familienpferde mit starkem Charakter, gut auszubilden, gelehrsam, genügsam, liebenswert, für Kinder wie Erwachsene zu reiten. Auf ihrer Heimatinsel im hohen Norden waren sie seit jeher die „Geländefahrzeuge“, haben dort eine Jahrhunderte alte Tradition.


Doch von all dem haben damals auch die Samplawskys noch nichts gewusst. Das Ehepaar wohnte in Rheinhausen im Landkreis Moers, das heute zu Duisburg gehört. Er war Versicherungskaufmann, sie Lehrerin. In einem Urlaub im Bayerwald haben sie sich in die Gegend verliebt und weil rein zufällig in Riedelsbach das ehemalige Zollhaus zu verkaufen stand, zogen sie eine Umsiedelung ins Kalkül. Weil Christa Samplawsky dann tatsächlich als Lehrerin vom Freistaat Bayern eine Anstellung bekam und einer Versetzung nach Neureichenau nichts im Wege stand, wurden sie 1972 „Zuagroaste“.
Islandpferde spielten damals noch keine Rolle. Klar war Christa Samplawsky in jungen Jahren eine hervorragende Springreiterin; aber eine langwierige Beinverletzung beendete diese Karriere.Nicht aber die Liebe zu Tieren im Allgemeinen und Pferden im Besonderen. Das wusste ihr Gatte Horst. Und er kaufte in Riedelsbach zu den damals am Hof lebenden Schafen einen Esel. „Jimmy“ schlug voll ein, Christa und auch die beiden Töchter Christiane und Sabine liebten ihn. Deshalb bekam er zwei Eselstuten dazu. Und da schlug das Schicksal mit zu: Weil die Eselstuten nur in Verbindung mit einem Islandpferd damals von einer Halterin in Gern abgegeben wurden, kam „Sari“ mit zu den Samplawskys - der Beginn einer Erfolgsgeschichte.


Denn natürlich konnte „Sari“ nicht lange alleine bleiben. Ihr wurden zwei Island-Fohlen im Oberbayerischen dazugekauft. Das Tierleben am Hof wurde immer größer. Es war dann Anfang der Achtziger, als den Samplawskys angeraten wurde, doch das für Islandpferde so ideale rauhe Klima zu nutzen und eventuell an eine Zucht zu denken. So wurden 1985 Deckhengst Dagur und bald darauf die ersten Stuten angeschafft. Und „Der am Tage Reisende“ - so der Namen Dagur übersetzt - stand am Anfang des „Islandpferdegestütes Riedelsbach“, das 1987 ganz offiziell von der Zuchtvereinigung seinen Namen erhielt.
Die Töchter Christiane, damals 21, und die sieben Jahre jüngere Sabine unterstützten die Eltern nach Leibeskräften beim täglichen Umgang mit den Tieren und es bewahrheitete sich: Die klimatischen Bedingungen passten bestens, die Tiere entwickelten sich prächtig, die Zuchterfolge auch. Nach Dagur kamen Hakon, Högni, Skardi - alles starke Hengste - und die Islandpferde mit dem Namen „von Riedelsbach“ wurden gefragt. Heute stehen sie bzw. ihre Nachkommen in Frankfurt, im Großraum München, in Österreich, gar auf Sylt und in Schweden.
Obwohl ja bei allen drei blonden Samplawsky-Damen der Beruf vorging - zwei Lehrerinnen, eine Erzieherin - hängten sie sich voll in ihr Hobby, während Gatte bzw. Vater Horst das Gestüt (dafür wurde der ehemalige „Schaufler-Hof“ gekauft) mit all seinen Einrichtungen auf Vordermann hielt und ausbaute.
Dennoch fand man auch noch Zeit für ein weiteres Betätigungsfeld: Engagement im Reitsport. „Das war unheimlich wichtig, mit unseren Tieren auch den sportlichen Einsatz zu suchen,“ sagt Christa Samplawsky. Denn so habe man den Ehrgeiz, das Verhalten, den Einsatz, die Kraft, die Ausdauer der Hengste und Stuten erkennen und fördern und diese Eigenschaften noch mehr auf die nächsten Generationen weitergeben können. Högni beispielsweise ist bayerischer Prämienhengst, Hakon mit seinen 18 Jahren heuer bestes südbayerisches Pferd bei 87 Startern bei einem Turnier geworden.
Im Islandpferdesport sind die Samplawsky-Damen eine Bank. Sabine ist mehrfache bayerische Meisterin in verschiedensten Disziplinen, Christiane ebenfalls. Auch noch eine Stufe höher, bei den süddeutschen Titelkämpfen, sind sie immer auf dem Stockerl mit dabei. Alle drei eilen in offenen Turnieren national und international von Erfolg zu Erfolg, ob nun in Schärding oder St. Radegund, Neuler oder Kassel oder heuer in Chemnitz, wo die drei so richtig abgesahnt haben. „Aufsteigen ist zwar für mich nicht mehr so einfach, reiten aber schon noch,“ schmunzelt gerade Christa, die mit ihren 65 Jahren zwar mittlerweile als Lehrerin pensioniert, als Reiterin und Züchterin aber nach wie vor voller Elan ist.

 

 


Kraft gibt ihnen allen der Erfolg. In der Zucht, im Sport, aber auch beim Bemühen, Menschen und Islandpferde noch näher zusammenzubringen. So sind immer wieder hochkarätige Ausbilder vor Ort, um sich selbst auf den neuesten Stand zu bringen - und weil die Töchter als Reitlehrer und Prüfer ausgebildet sind, können sie regelmäßig auch Reit- und Voltigierkurse anbieten. Die finden mit Christiane und ihrem Gatten Carsten in Riedelsbach, mit Sabine und ihrem Verlobten Thomas in Büchlberg-Grubhof statt.


Derzeit wachsen auf dem Gestüt, das bisher über 70 reinrassige Riedelsbacher Islandpferde hervorgebracht hat, acht herrliche Fohlen heran, die mit Bestnoten vom Islandpferdezuchtverband bedacht wurden: „Der beste Fohlenjahrgang, den wir je hatten!“ Und so werden sicher noch so manche dort umeinandertölten, wo „Der am Tage Reisende“ Dagur oder „Königssohn“ Hakon den Grundstein gelegt haben, wo die Dame mit der „hellen Mähne“ Skinfaxi und viele andere Erfolg brachten und derzeit „Das Mädchen von den Bergen“ (Fjalladis) und ihre Freunde auf den Wiesen unterwegs sind.
Das Gestüt, das für den Islandpferdezuchtverband Bayern (IPZV) immer eine gute Adresse war und zusammen mit ihm schon zahlreiche Großveranstaltungen in Riedelsbach ausgerichtet hat, will im Frühjahr 2008 das Zuchtjubiläum groß feiern. Da werden sich dann auch schon „Perla“, „Hafeti“ und „Geysir“ als junge kräftige Pferde zeigen können - klein, aber oho.

 


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