mit freundlicher Genehmigung der
Artikel vom 23.07.09 Lokalteil Waldkirchen
Nach der Schule wartet „Drengur“
Volksschule am Dreisessel praktiziert
einzigartige Form des Sportunterrichts - Kinder trainieren mit Islandpferden
Volksschulrektor Stefan Wolf (von links) und
Initiatorin Christiane Samplawski konnten sich davon überzeugen, wie diesen
Schulkindern diese Form von Sportunterricht gefällt: Auf „Drengur“ von links
nach rechts Sophia Kandlbinder, Maria Schmid, Carina Scheibenzuber, Franziska
Hartl, davor Julia Kern, Christina Schanzer und Julia Schmöller. (Foto: Steiml)
Von Reinhold Steiml
Neureichenau/Riedelsbach. Sportunterricht in der
Schule? Bei den einen ist das Reck und Bodenturnen, bei Anderen vielleicht mal
Handball oder Schwimmen und wieder woanders Weitsprung und Laufen - in
Neureichenau wird mit einer Gruppe von Kindern ein ganz neuer Weg gegangen. Ein
Dutzend Neun- bis Zwölfjähriger macht Sport am Nachmittag - und das mit Pferden.
Egal, ob die Sonne scheint (was sie in diesem Sommer noch
nicht allzu häufig fertiggebracht hat) oder ob es kühl und regnerisch ist (was
schon häufiger der Fall war): Die Kinder - sie kommen aus den 3. bis 6. Klassen
- sind mit Feuereifer bei der Sache. Dass der Sportunterricht in Riedelsbach auf
dem Rücken von Islandpferden stattfindet, liegt an Christiane Samplawsky. Die
junge engagierte Frau ist alles in einem: Lehrerin an der Volkschule
Neureichenau, erfolgreiche Reiterin bei Wettbewerben, zusammen mit Eltern und
Schwester Züchterin von schönen Islandpferden und geprüfte Ausbilderin für den
Gesundheitssport Reiten. Ihr war es schon lange ein Anliegen, Kinder aus der
Region, die Interesse dafür haben, an den Sport mit Pferden heranzuführen. Sie
nahm sich letztes Schuljahr ein Herz und sprach bei ihrem Rektor, Stefan Wolf,
vor.
Sportliche Freizeit mit Pferden und schulischen Aspekten
zu verbinden, war das Anliegen. So wie bei dem Programm bayernweit „Sport nach
1“ versucht wird, Kinder und Jugendliche auch nach dem Unterricht für sportliche
Betätigung zu gewinnen, wollte Christiane Samplawsky an der örtlichen
Volksschule dies mit dem Pferdesport tun.
„Ich war begeistert von der Idee“, sagt Rektor Wolf - und
so wurde im laufenden Schuljahr differenzierter Sportunterricht angeboten - am
Nachmittag, in Riedelsbach, bei den Islandpferden auf dem dortigen Gestüt.
Es ist ein Dutzend Kinder, das nun seit diesem Jahr der
Schulsport nach Riedelsbach führt. Die Schulkinder sind alle von Pferden
begeistert, freuen sich jedes mal, wenn der Sportnachmittag ansteht. Da machen
die Eltern gerne Fahrgemeinschaften und Zubringer bzw. Abholdienst, weil sie
ihre Kinder gut aufgehoben wissen.
„Reiten ist nicht nur Draufsetzen auf das Pferd“, sagt die
staatliche geprüfte Ausbilderin und Pädagogin. Es sei der ganze Umgang mit den
Tieren, das Wissen über Pflege und Vorbereitung, das Zusammenspiel von Pferd und
Reiter, von Mensch und Tier. Dieser Unterricht fordere Kontaktfreude, Teamwork,
beinhalte auch das Sich-gegenseitig-Helfen und den Vertrauensaufbau.
Islandpferde sind da genau richtig. Sie sind klein,
stämmig, ruhig, folgsam, kinderlieb und geduldig - und mit „Drengur“ haben die
jungen Leute einen ganz besonders Lieben seiner Rasse als Partner. Das
25-jährige Tier ist vielfacher deutscher, bayerischer und sogar österreichischer
Meister in den verschiedensten Gangarten (Islandpferde haben ja auch noch den
Tölt und Rennpass).
Bald hatte man gesehen, dass eine Sportstunde (also im
Endeffekt gerade Mal eine Dreiviertelstunde) nicht ausreichen würde für
Aufwärmen, Übungen und Pflege. So ist die Schule dazu übergegangen, dass man im
Winter den Sportunterricht für die betroffenen Schüler ausfallen ließ und dass
dafür im Sommer forciert wird: Einmal pro Woche wird zwei Stunden auf
Riedelsbach im Gestüt trainiert.
Die kleine Sophie Kandlbinder aus Kernberg (zehn Jahre)
war beispielsweise neulich ganz stolz, als sie dem Herrn Rektor, als er die
Sportstunde besuchte, einige neue Übungen auf und mit „Dengur“ zeigen konnte.
„Das gibt es in dieser Form sonst nirgends in ganz
Bayern“, sagt Rektor Wolf. Er ist stolz, dass an „seiner“ Schule diese Form von
Sportunterricht möglich ist: „Mit erfahrenen Pferden, mit einer erfahrenen
Ausbilderin, auf einem bekannt guten Gestüt!“ Recht hat er - denn lediglich in
Büchlberg wird in einer Caritas-Einrichtung auf ähnliche Weise diese Form von
Sport durchgeführt, wobei dies dort mit Sabine Samplawsky die Schwester der
Neureichenauer Lehrerin macht.
Kurz vor den Ferien wollen die jungen Sportler dann ihren
Eltern, Mitschülern und allen Interessenten bei Vorführungen in Riedelsbach
zeigen, was sie in diesem Sport-Schuljahr gelernt haben - am kommenden
Mittwochnachmittag.